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Was ist Positive Psychologie?

Aktualisiert: 24. Mai

Immer öfter findet man den Begriff Positive Psychologie in Beiträgen im Bereich Psychologie, Selbsthilfe und Achtsamkeit. Aber: Was ist Positive Psychologie? Was beinhaltet sie und brauchen wir sie überhaupt? In diesem Artikel findest Du Antworten auf diese Fragen.


Was ist Positive Psychologie?

Positive Psychologie ist die Wissenschaft des gelingenden Lebens und Arbeitens. Sie erforscht, was Individuen, Organisationen und Gesellschaften dazu befähigt, sich bestmöglich zu entwickeln und aufzublühen. Als relativ neue Richtung innerhalb der Psychologie untersucht sie, was das Leben lebenswert macht und welche Eigenschaften und Rahmenbedingungen mit dem persönlichen Wohlbefinden und mit der Lebenszufriedenheit zusammenhängen. Als Gegenpol zur klinischen Psychologie, bei der sich die meiste Forschung auf psychische Erkrankungen konzentriert, untersucht die Positive Psychologie, wie Menschen ihre Ressourcen und Stärken nutzen, ihr Potenzial entfalten und Krisen erfolgreich meistern können. Dafür erforscht sie wichtige Faktoren für die Lebenszufriedenheit wie Charakterstärken, positive Emotionen oder Talente und entwickelt Interventionen, die psychisch gesunden Menschen ermöglichen, ihr Wohlbefinden zu steigern, beispielsweise in dem sie ihre Stärken und Talente genauer kennenlernen und sie im Alltag für sich einsetzen können. Die Positive Psychologie möchte dazu beitragen, dass Menschen aufblühen, also einen Zustand des Wohlbefindens, der Lebenszufriedenheit, des Sinnerlebens und des persönlichen Wachstums erreichen.


Positive Psychologie = Happyologie?

Positive Psychologie wird teilweise als «Happyologie» abgetan wird, die Positives überbetont und Negatives ausblendet. Obwohl ihr Name dazu verleiten kann, ist sie nicht zu verwechseln mit toxischer Positivität, also dem Phänomen, sich zwanghaft auf positive Emotionen zu konzentrieren und Unangenehmes konsequent abzulehnen im Sinne von «good vibes only». Obwohl die Positive Psychologie den Fokus auf die positiv bewerteten Aspekte des Lebens richtet, ist die Betrachtung negativer Emotionen* und die Erforschung psychischer Widerstandsfähigkeit und der Bewältigung von Krisen und Schicksalsschlägen fester Bestandteil ihrer Forschung.


Positive Psychologie – Rezepte für ein gutes Leben?

Als empirische Wissenschaft untersucht die Positive Psychologie Zusammenhänge zwischen Lebensstil und Wohlbefinden. Dabei nimmt sie eine objektive Haltung ein. Im Gegensatz zu nicht-wissenschaftlicher Ratgeberliteratur erteilt sie keine Anleitungen und schon gar kein Patentrezept für ein gutes Leben. Die Positive Psychologie beschäftigt sich auf wissenschaftlicher Basis damit, was uns stärkt und woran wir wachsen können. Die Positive Psychologie leitet aus ihren Forschungsergebnissen vielfältige Konzepte, Theorien und Interventionen ab, die Menschen dabei unterstützen, ihre Lebenszufriedenheit zu steigern. Damit bildet sie eine ideale Grundlage für Coaching. Viele Übungen sind leicht verständlich, vielfach erprobt und können sehr gut im Coaching oder auch als Selbstcoaching-Tools angewendet werden. Dabei gilt es, aus der Fülle von Instrumenten und Modellen das geeignete für die Person und Lebenssituation auszuwählen.


Brauchen wir Positive Psychologie?

Die WHO geht davon aus, dass Depressionen bis 2030 die grösste Krankheitslast in den Industrienationen verursachen werden – noch vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In einer repräsentativen Befragung von Pro Mente Sana im August 2022 in der Schweiz gaben 40% der befragten Personen an, mittel bis stark psychisch belastet zu sein. 2017 waren es noch 15%. Laut den Autoren wirkt sich die unsichere Weltlage mit der COVID-19 Pandemie, dem Krieg in der Ukraine sowie der Energie- und Klimakrise negativ auf die psychische Gesundheit aus. Es gibt also grossen Bedarf, niederschwellig etwas für die psychische Gesundheit zu tun. Aber ist es überhaupt legitim, angesichts der krisenbeladenen Zeiten über das eigene Aufblühen und sein gelingendes Leben nachzudenken?

Ich beantworte diese Frage mit einem klaren "Ja". Denn um aktiv einen Beitrag zur Verbesserung der Lage leisten und sie positiv zu beeinflussen, müssen wir handlungsfähig und belastbar bleiben. Analog zu Notsituationen im Flugzeug, in denen die klare Weisung gilt, zunächst sich selbst die Sauerstoffmaske aufzusetzen, um danach Kindern und anderen bedürftigen Personen zu helfen, ist es notwendig, dass wir unsere psychische Gesundheit pflegen, um hoffnungsvoll und aktiv zu bleiben und die Welt im Rahmen unserer Möglichkeiten etwas besser zu machen. Dabei können uns Interventionen der Positiven Psychologie helfen, etwa bei den Themen Umgang mit Ungewissheit, Selbstfürsorge oder Verankerung in der Gegenwart. Die Positive Psychologie ist gefordert, wirksame Methoden zu entwickeln, die möglichst viele Menschen darin unterstützen, mit den grossen persönlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit umzugehen und ein gelingendes Leben führen zu können. Coaching ist der ideale Rahmen, um diese Interventionen präventiv für die Stärkung der eigenen psychischen Gesundheit zu nutzen.


Du möchtest lernen, wie Du mehr positive Emotionen erleben und damit Deine Lebenszufriedenheit stärken kannst? Schau Dir die Tools in der Rubrik Selbstcoaching an!



*Die Psychologie geht davon aus, dass alle Emotionen, auch negativ wahrgenommene, ihre Berechtigung haben und eine wertvolle Funktion erfüllen. Aus Sicht der Evolutionspsychologie warnt uns beispielsweise Angst vor einer drohenden Gefahr und kann deshalb überlebenswichtig sein. Ärger signalisiert, dass eine persönliche Grenze überschritten wurde und Trauer weist darauf hin, dass etwas bedroht oder verloren ist, das uns sehr wichtig ist. Es sind also keine «schlechten» Emotionen, sie fühlen sich nur unangenehm an und werden deshalb gerne mal verdrängt oder ignoriert. Die Positive Psychologie anerkennt den Wert aller Emotionen, konzentriert sich jedoch auf die Erforschung des positiv bewerteten Erlebens.




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